* 29. Juni 1932
† 8. März 2021
von Stefan Fricke
Essay
Fasolauta (1973/77)fasolauta für Flöte, Klavier, Synthesizer und Zuspielband (1973/77): Im Moment des Hörens scheint jeder Klang zur Gegenwart zu gehören. Seine Zukunft ist aber oft eine Resonanz, die in die »Vergangenheit« abzuklingen scheint. Im I. Satz, fasolauta (Nbsp. 1), vereinigen sich Flöte und Klavier scheinbar zu einem einzigen Instrument im Sinne von Klang und Resonanz als eine Synthese von Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit.
Im III. Satz, sirenata, geht das Geheul einer Sirene in den Klang der Flöte über. Im Andenken an den chilenischen Dirigenten und Komponisten Jorge Peña Hen (1928–1973), Leiter der Musikschule von La Serena, der 1973 während der Militärdiktatur ermordet wurde, erklingen das ausgefilterte melodische Material der Arie Nr. 58 (»Aus Liebe will mein Heiland sterben«) aus der Matthäus-Passion von J.S. Bach sowie ein Vers aus der chilenischen Nationalhymne. Peña hatte in La Serena die Sociedad J.S. Bach gegründet und die erste vollständige Aufführung der Matthäus-Passion in Chile geleitet.
Klang und Stille stehen im IV. Satz, extensiones, gleichwertig einander gegenüber. Sie werden von einem sprachlich modulierenden Text überlagert. Der Klang der Flöte, ohne Kopfstück und in Trompetenansatzstellung gespielt, nähert sich posaunenartig dem Klang des Zuspielbandes, der die nächtliche Atmosphäre in ...